Landkreis Erding Landkreis Erding Pressemitteilungen
Navigation Aktuell

Jahrespressekonferenz – Kindeswohlgefährdungen

Landkreis Erding

18.12.2020 Anlässlich des Lockdowns im März 2020 war von vielen Seiten die Befürchtung geäußert worden, dass sich in dieser Zeit die häusliche Gewalt stark zunehmen wird und hiervon insbesondere Kinder und Jugendliche betroffen sein werden. Nun befinden wir uns in einem zweiten „harten“ Lockdown. Grund genug daher aus Sicht des Jugendamtes die damalige Befürchtung zu bewerten.

Der Vergleich der vorläufigen internen Statistikzahlen für 2020 mit den Zahlen des Vorjahres 2019 lassen jedoch auf keine solche Zunahme von Kindeswohlgefährdungen schließen.

2019                                                              2020   (Stand 09.12.)
291 Meldungen gesamt                                244 Meldungen gesamt
44 Kindeswohlgefährdungen                        25 Kindeswohlgefährdungen

davon:
29 wg. Vernachlässigung                             20 wg. Vernachlässigung
6 wg. sex. Gewalt                                         1 wg. sex. Gewalt
4 wg. psych. Misshandlung                           0 wg. psych. Misshandlung
5 wg. körperl. Misshandlung                         4 wg. körperl. Misshandlung

Aus Sicht des Fachbereichs Jugend und Familie kann hieraus aber nicht der Schluss gezogen werden, dass es in Folge des Lockdowns und der eingegrenzten Präsenzbeschulungen bzw. Kindertagesbetreuung zu keiner Zunahme von häuslicher Gewalt in den Familien gekommen wäre. Hier ist nämlich zu berücksichtigen, dass es bei häuslicher Gewalt und Misshandlungen bzw. Vernachlässigungen von Kindern grundsätzlich eine hohe Dunkelziffer gibt. Oftmals werden derartige Fälle in Schulen und Kindertagesstätten bekannt bzw. von diesen wahrgenommen und dem Jugendamt gemeldet. Dies alles war im Frühjahr 2020 jedoch nicht bzw. nur eingeschränkt gegeben. 

Der Fachbereich Jugend und Familie ist sich sicher, dass die Einschränkungen und Veränderungen in Folge der Corona-Pandemie viele Familien vor große Herausforderungen stellt. Bereits bestehende Belastungen und Konflikte können sich in der aktuellen Ausnahmesituation verstärken.

Im Hinblick auf die kommenden Wochen ergeht daher seitens des Jugendamtes der klare Appell an alle Bürgerinnen und Bürger:
Sollte im persönlichen Umfeld (Verwandtschaft, Nachbarschaft etc.) Beobachtungen gemacht werden, die auf eine Gefährdung bzw. Vernachlässigung von Kindern hindeuten, sollten diese dem Jugendamt mitgeteilt werden. Eingehende Mitteilungen werden stets vertraulich behandelt. Auf Wunsch der Meldenden können deren persönlichen Daten anonym bleiben. Es müssen für derartige Mitteilungen auch keine Beweise vorliegen. Es handelt sich hierbei um keine (Straf-)Anzeige, sondern eine solche Mitteilung kann es ermöglichen, Kinder/Jugendliche vor Gewalt und anderen Gefährdungen zu schützen und Familien in schwierigen Situationen notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Das Jugendamt geht in seiner Funktion des „Wächteramtes“ allen soweit schlüssigen Hinweisen nach. Gemeinsam mit den beteiligten Familienmitgliedern machen wir uns auf den Weg passende Lösungen zu erarbeiten

Selbstverständlich können und sollen sich hochbelastete Familien auch selbständig beim Jugendamt melden und um Unterstützung anfragen. Dieses Angebot besteht auch für die betroffenen Jugendlichen selbst. Auch eine Kontaktaufnahme per E-Mail unter jugendamt@lra-ed.de ist möglich. Die telefonische Erreichbarkeit ist unter (08122) 58-1214 gegeben.

Das Jugendamt Erding stand auch während des Lockdowns im Frühjahr den Familien und den Kindern und Jugendlichen uneingeschränkt zur Verfügung. Dies gilt auch für die kommenden Wochen. Auch sind kurzfristige persönliche Vorsprachen möglich. Bürgerinnen und Bürger werden gebeten, sich nicht zu scheuen Beratung und Unterstützung beim Jugendamt einzuholen oder Familien im persönlichen Umfeld die Inanspruchnahme der Hilfen des Jugendamts zu empfehlen. Das Jugendamt ist auch während der Corona-Pandemie für alle, die Hilfe benötigen, da!  

Kategorien: Landratsamt Erding, Landkreis, Gesundheitswesen, Gesundheitsregion Plus, Familie, Jugend