Sitzung Krankenhausausschuss, 08.02.2023
09.02.2023 Diskussion über Auswirkungen der geplanten Krankenhausreform auf das Klinikum Landkreis Erding
Im Krankenhausausschuss berichtete Klinikdirektor Dr. Dirk Last von einer positiven Entwicklung der stationären Leistungen des Klinikums Landkreis Erding im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr. Mit 11.341,9 Case-Mix-Punkten, dem Leistungswert für stationäre PatientInnen im DRG-System, wurde das Vorjahresergebnis um 2,6 % übertroffen, die Anzahl der stationären PatientInnen nahm um 8,9 % zu. Der Case-Mix-Index, das Maß für den relativen ökonomischen Ressourcenaufwand, fiel hingegen um 5,8 %. Trotz der Steigerung gegenüber dem Vorjahr wurden die anvisierten Leistungsziele deutlich verfehlt. Dies ist insbesondere der Tatsache geschuldet, dass die Auswirkungen durch die Pandemie (geplante Operationen nur im eingeschränkten Umfang oder teilweise gar nicht möglich, hohe Ausfallsquoten im Personalbereich mit der Folge von gesperrten Betten und eingeschränkter OP-Kapazität) im gesamten Jahr 2022 keinen regelhaften Betrieb zuließ.
Skeptisch äußerte sich Dr. Last zu den Plänen der Regierungskommission zur geplanten Krankenhausreform, die am 01.01.2024 in Kraft treten soll. Ein entscheidender Kritikpunkt ist ein dann zu erwartendes Kliniksterben um bis zu 40 %, vornehmlich im ländlichen Raum, was einen einschneidenden Eingriff in die Hoheit der Länder bei der Gesundheitsversorgung bedeuten würde.
Die bisherigen Planungen sehen eine Einteilung der Kliniken in drei Stufen vor (Level I – III). Zudem sollen 128 Leistungsgruppen definiert werden, die ein Haus nur mehr erbringen und abrechnen kann, wenn es dem entsprechenden Level zugeordnet ist. Laut Dr. Last bestehe die Gefahr, dass das Klinikum Landkreis Erding als womöglich künftiges Level I-Haus empfindliche Einbußen in seinem medizinischen Leistungsspektrum hinnehmen müsse. Anspruch ist gleichwohl, eine Level II-Einstufung zu erlangen. Die Voraussetzungen dazu habe das Klinikum Landkries Erding. Um diese strukturellen Vorgaben dauerhaft vorhalten zu können, bedürfe es vor allem an ausreichend Fachkräften. Es werde die große Herausforderung sein, sämtliche dafür notwendigen Stellen auch besetzen zu können.
Auch deshalb wird trotz der angespannten Haushaltslage in moderne Medizintechnik investiert, wodurch zudem die Behandlungsqualität weiter steigen wird. „Politisches Ziel und Anliegen ist die bestmögliche medizinische Versorgung der Menschen im Landkreis.“, kommentierte Landrat Martin Bayerstorfer.
So werden die OP-Säle mit neuen Säulen und Tischauflagen ausgestattet, was zu einer Verbesserung der OP-Prozesse führt und Wechsel- und Ausfallzeiten reduziert.
Ein neuer Röntgendetektor ermöglicht es, während der anstehenden Umbaumaßnahme im Röntgenraum der Notaufnahme, immobile PatientInnen weiterhin im Bett untersuchen zu können, was ihnen einen Transport zum Röntgen ins Erdgeschoss erspart.
Die Gynäkologie erhält ein Videokolposkop zur Gebärmutterhalsspiegelung. Neben einer verbesserten Diagnostik und Dokumentation trägt das Gerät dazu bei, die steigenden Überweisungen in die Dysplasiesprechstunde aufgrund neuer Krebsfrüherkennungsrichtlinien zu bewältigen.
Um neue Leitlinien zur Therapie von Endometriekarzinomen zu erfüllen, die eine Aufrüstung des bestehenden Gynäkologie-OP-Turms erfordern, bewilligte der Ausschuss die Erneuerung von Kamerakopf, Kamerasteuereinheit und Lichtquelle.
Durch ein neues Analysegerät für die Blutgerinnung kann bei langen Herzkatheter-Untersuchungen das Risiko thrombotischer Komplikationen stark reduziert werden.
Zudem wurde in der Endoskopie das gesamte medizinische Equipment (Türme, Endoskope, Ultraschall) ausgetauscht und auf den neuesten technischen Stand gebracht.
Der Ausschuss beschloss weiterhin die Einführung eines mobilen Monitorings auf der kardiologischen Normalstation (2B) und der Geburtshilfe (5A). Die vier zu beschaffenden Monitore für die 2 B sind erforderlich zur Etablierung einer Chest Pain Unit (Brustschmerzeinheit, CPU). Diese von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zertifizierten Einheiten gelten als Voraussetzung zur Behandlung von Patienten mit Herzinfarkt. Für das Klinikum Erding ist es daher zur Erhaltung der Notfalltherapie bei PatientInnen mit akutem Infarkt unerlässlich, eine solche Chest Pain Unit zeitnah zu etablieren und zertifizieren zu lassen. Dies auch unter dem Aspekt, bei der Zuordnung zu den neuen Versorgungsleveln die Voraussetzungen für die Notfallstufe 2 (erweiterte Notfallversorgung) aufrecht erhalten zu können.
Abschließend wurden für das zweite Halbjahr Veranstaltungen zum 50-jährigen Bestehen des Klinikums angekündigt. Denkbar sind eine Festveranstaltung oder ein Tag der offenen Türe. Die Planungen laufen.
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