Landkreis Erding Landkreis Erding Ehrenringträger 2004
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Altlandrat Xaver Bauer

Verleihung des Goldenen Ehreninges an Herrn Altlandrat Bauer

Verleihung des Goldenen Ehreninges an Herrn Altlandrat Bauer

Verleihung des Ehrenrings in Gold am 2.Juli 2004
(Laudatio von Staatsminister a.D. Dr. h.c. Hans Zehetmair)

Der Kreistag des Landkreises Erding hat in seiner Sitzung vom 22.12.2003 beschlossen, Herrn Altlandrat Xaver Bauer den Ehrenring in Gold zu verleihen.

Sehr geehrter Herr Altlandrat Bauer,

es ist noch gar nicht so lange her – gerade einmal 3 ½ Jahre – da waren der Laudator und der heute Auszuzeichnende mit vertauschten Rollen bei dieser Veranstaltung anwesend. Im Oktober 2000 sprach der amtierende Landrat Xaver Bauer eine Laudatio auf meine Person anlässlich der Verleihung des Ehrenrings und so ist es eine Selbstverständlichkeit, dass ich diese Ehre heute gerne erwidere. Und schon einmal zuvor tauschte Xaver Bauer mit mir die Rolle, nämlich als er 1987 mein Nachfolger als Landrat von Erding wurde.
Preisverleihungen und Auszeichnungen?
Wenn man die Zeitungen aufschlägt oder das Fernsehen verfolgt, jeden Tag ist dort die Rede von Ehrungen, Verdiensten und Auszeichnungen. Manchmal hat man den Eindruck, die Menschheit könne gar nicht so viel Gutes leisten wie sie dafür geehrt und ausgezeichnet wird! Bei näherer Betrachtung sticht aber ins Auge, dass doch sehr viele Menschen - oft auch im Verborgenen – großartige Dienste für die Allgemeinheit erbringen. Das reicht von der vereinsmäßig organisierten Altenpflege über den ehrenamtlichen Dienst bei den Kirchen oder in anderen karitativen und kulturellen Einrichtungen, um nur einige Beispiele zu nennen. Alternativ wird ein Lebenswerk ausgezeichnet, das sich aus einem langjährigen kulturellen, wirtschaftlichen oder politischen Wirken mit meist vielen Mosaiken und Facetten ergibt. Warum also gibt es in einem demokratisch funktionierendem Staat eigentlich Ehrungen?
Den Staat bilden wir alle gemeinsam, wir wählen demokratische Lenkungsgremien, also unsere Parlamente in Kommunen, Land, Bund und Europa. Einzelne an der Spitze bilden die Autoritäten im Staatsgebilde. Aber der Staat benötigt für sein Funktionieren aktive Bürger, die das öffentliche Leben prägen und mitgestalten. Damit ist die Kultur gemeint, der Breitensport, das Ehrenamt, auch das politische, aber auch die Ausübung des passiven und aktiven Wahlrechts in der Demokratie. Der Staat ohne aktive Bürger ist tot! Wenn niemand mehr seine Schaffenskraft dem Staat oder dem Dienst an der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen würde, der Gemeinschaftssinn würde schnell verblassen, eine ganze Gesellschaft würde ärmer im ideellen Sinne.

Eine Auszeichnung soll den Auszuzeichnenden für sein Wirken oder Lebenswerk ehren. Gleichzeitig aber stellt sie gegenüber der Öffentlichkeit die Autorität des Auszeichnenden dar und weist auf bürgerschaftliches Engagement eines Einzelnen oder einer Gruppe hin, die als Vorbild gelten sollen.
Ziel der Politik muss es sein, bei der Schaffung einer Kultur der Freiwilligkeit, des Helfens und des Engagements eine verstärkte gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung der geleisteten Arbeit zu erreichen. Für die Motivation der Engagierten ist es auch entscheidend, ob sie als Vorbilder anerkannt und wahrgenommen werden. Auch dies ist ein Grund, warum Auszeichnungen öffentlichkeitswirksam verliehen werden.
Auch in einer aktiven Gesellschaft sind es meist nur Wenige, die sich für die Gesellschaft und für die Allgemeinheit einsetzen. Denken Sie etwa an Großstädte. Dort gibt es leider kein sehr ausgeprägtes Vereinsleben wie es für uns Selbstverständlichkeit ist: Ein Elixier aus dem viele Menschen Kraft und Geborgenheit schöpfen, die Gelegenheit zu einer Menge an sozialen Kontakten finden, neue Freundschaften gewinnen können.

Wir brauchen eine generelle Stärkung der Anerkennungskultur für haupt- wie ehrenamtlich geleistete Arbeit.

Das heißt im Kehrschluss wiederum:
Da Ehrungen für die Vorbildfunktion in einer Bürgergesellschaft Zeichen setzen sollen, halte ich es für nicht angebracht mit Auszeichnungen inflationär umzugehen. Für eine gute Leistung auch eine gute Auszeichnung, aber bitte nicht für eine nur durchschnittliche Leistung auch schon eine Auszeichnung!
Diese Gedanken wollte ich in der Laudatio auf Xaver Bauer einmal vorn anstellen, weil ich in den 17 Jahren als Staatsminister in ganz Bayern enorm viele Ehrungen vornehmen durfte, meist sehr berechtigte.
Der Landkreis Erding steht nicht in dem Ruf, mit Ehrungen inflationär umzugehen. Der Landkreis verleiht den Fassadenpreis für besonders gelungene Neubauten, einen Kulturpreis für außergewöhnliche kulturelle Leistungen und den Ehrenring, den es nicht in Bronze und Silber gibt, sondern nur in Gold!
Mit ihm werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich um den Landkreis Erding in hervorragendem Maße verdient gemacht haben. Voraussetzungen sind hervorragende Leistungen auf öffentlichem, z. B. wirtschaftlichem, kulturellem bzw. karitativem Gebiet oder besondere Verdienste um das Ansehen des Landkreises Erding.
Heute wird diese höchste Auszeichnung des Landkreises Erding zum 17. Mal verliehen (seit 1956).

Die lebenden fünf Ehrenringträger sind die Geschäftsführerin des Vereins Lebenshilfe im Landkreis Erding e.V., Frau Edeltraud Huber, Kreisheimatpfleger Herr Wolfgang Schierl, Frau Anne Amalie Dasch, ehemalige Kreis- und Bezirksrätin, Frau Marianne Rötzer, langjährige Kreisbäurin und weitere Stellvertreterin des Landrats und meine Person.
Ab heute wissen wir einen weiteren Ehrenringträger in unseren Reihen. Xaver Bauer, von 1987 bis 2002 – also 15 Jahre lang - Landrat von Erding, hatte zuvor seine kommunalpolitische Laufbahn 1978 als Stadtrat in Erding und zeitgleich als Kreisrat begonnen und war dann auch 2. Bürgermeister der Kreisstadt von 1980-1987.
Die Ergebnisse der Landratswahlen von 1987, 1990 und 1996 zeigen seine in der Bevölkerung stetig anwachsende Zustimmung und Beliebtheit: Bei der Erstkandidatur waren es 55%, drei Jahre später schon 68% und bei den Kommunalwahlen 1996 gar 73%! Ein eindrucksvolles und respektables Ergebnis!
Damit dieser überwältigende Vertrauensbeweis überhaupt möglich war, bedurfte es Taten, und an Tatendrang hat es Xaver Bauer, wahrlich nie gemangelt. Wir werden davon im Anschluss noch hören.
Vom ersten Tag an identifizierte sich Xaver Bauer mit seiner neuen Aufgabe als Landrat, ja sogar als „Landkreis-Manager“ wie oft gesagt wurde. Seine schnelle Auffassungsgabe, komplexe Zusammenhänge einfach darstellend und ein außergewöhnlich gutes Zahlengedächtnis brachten schnell große Anerkennung und Respekt bei den Bürgerinnen und Bürgern wie auch bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie vom Kreistag mit all seinen Ausschüssen.
Diese Laudatio kann nicht alle Beispiele erfolgreichen Wirkens erschöpfend aufzählen, aber exemplarisch möchte ich an einigen wichtigen Beispielen mit herausgehobenen Charakter das Werk von Altlandrat Xaver Bauer zum Ausdruck bringen.
In den eineinhalb Dekaden der Amtszeit von Xaver Bauer fallen gleich zu Beginn zwei historische Ereignisse, die auch unmittelbare Auswirkungen auf den Landkreis Erding hatten: Der Fall der Mauer und die deutsche Wiedervereinigung 1989/90 sowie die Eröffnung des Flughafens Franz Josef Strauß im Jahr 1991.
Zu einem Zeitpunkt, als deutsch-deutsche Hilfestellung auch auf kommunaler Ebene höchste Priorität hatte, handelte der Landkreis Erding zusammen mit Freising sehr schnell und sehr pragmatisch. 50 Handwerks- und Gewerbebetriebe gründeten einen Verein zur Unterbringung auswärtiger Lehrlinge. Von 1991 – 96 waren in einem Wohnheim am Fliegerhorst Erding bis zu 70 Auszubildende aus Sachsen untergebracht, die ihre Ausbildung im Landkreis absolvierten.
Im boomenden Landkreis konnte auch eine Wohnungs- und Grundstücksbaugesellschaft gegründet werden, die mit ca. 90 Wohnungen die damals angespannte Wohnungsmarktlage verbessern konnte. Der neue Flughafen brachte Arbeitsplätze, aber auch Verkehr, der bewältigt werden musste. Xaver Bauer konnte nun die schon von mir als Landrat geforderte Flughafen-Tangente Ost (bis zur Staatsstraße 20) baulich umsetzen. Heute gilt sie als unverzichtbar.


Aber auch das Radwegenetz wurde von dem passionierten Radfahrer Bauer kontinuierlich fortentwickelt, das Geothermie-Projekt ins Leben gerufen. Es hat weit über Erding hinaus seine Kreise gezogen und gilt als umweltschonende Energiequelle und zukunftsweisendes Projekt.
Dass wir heute hier in der Kreismusikschule Erding in einem repräsentativen Gebäude diese Feierstunde begehen können, haben wir Xaver Bauer selbst zu verdanken. Aus rechtlichen Gründen musste die Musikschule damals wieder von der Volkshochschule ausgegliedert werden. Durch umsichtiges Handeln war es möglich, dass die Musikschule seither dieses schöne Gebäude nutzen kann.
Der Mensch im Mittelpunkt des Handelns eines Landrats mit Leib und Seele – die Lebenshilfe lag ihm besonders am Herzen. Deren Vorsitzender waren Sie fast zeitgleich mit der Ausübung des Landratsmandates ununterbrochen von 1987 – 2003. Da gilt es anerkennend zu erwähnen, dass durch Spenden statt persönliche Geschenke zu Ihrem 60. Geburtstag damals über 23.000 Mark der Arbeit der Lebenshilfe zu Gute gekommen sind. Einzelpersonen und Gruppen konnten gefördert werden. Sichtbare Leistung Ihrer oft im Stillen ablaufenden Hilfe war die Errichtung eines Behindertenwohnheimes in unmittelbarer Nachbarschaft zur Behinderten-Werkstätte im Jahr 1997. Seit November 2003 sind Sie auch wieder als Verwaltungsratsmitglied der Behinderten-Werkstätte unermüdlich tätig.
Nun schon seit 17 Jahren sind Sie Erdinger Kreisvorsitzender des Bayerischen Roten Kreuzes und haben als Vorsitzender des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Sammlerinnen und Sammler ausgezeichnet, Festansprachen gehalten oder die Schirmherrschaft übernommen.

Besonders die jungen Landkreisbürger standen vor Xaver Bauers Wahl zum Landrat im Mittelpunkt seines Berufslebens, als früherer Pädagoge und Rektor der Hauptschule am Lodererplatz Erding. Da ist es wenig verwunderlich, dass er sich in besonderem Maße um die konsequente bauliche Fortentwicklung der Schulen im Landkreis verdient gemacht hat.
Unter Xaver Bauer konnten die beiden Realschulen Taufkirchen und Erding erweitert und die Berufsschule Erding saniert werden, das sonderpädagogische Förderzentrum Erding bezog Mitte der 90er Jahre seine Außenstelle in Dorfen. Dank Xaver Bauers Einsatz gibt es im Landkreis Erding damit ein optimales Angebot für Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Auch das Gymnasium in Dorfen konnte in Ihrer Amtsperiode erweitert werden. Das gewaltige Projekt „3. Gymnasium“ hat Xaver Bauer auf den Weg gebracht, es wird in wenigen Monaten seinen Betrieb aufnehmen. Er hat die Notwendigkeit rechtzeitig erkannt und Lösungen gesucht, die dem enormen Zuzug gerecht wurden und den jungen Landkreisbürgern bessere Bildungschancen bieten. Die Investition in den „Rohstoff Geist“ steht in Deutschland parteiübergreifend im Mittelpunkt innovativer Forderung. Auch der neue Bundespräsident Horst Köhler hat einen entsprechenden Schwerpunkt in seiner gestrigen Antrittsrede gesetzt.
Die Fundamente für ein leistungsstarkes Bildungssystem werden von den Gemeinden und Landkreisen mit getragen, die eine moderne Bildungs-Infrastruktur für ihre Bewohner zur Verfügung stellen.
Xaver Bauer war aber nicht nur ein Landrat für die Jungen, sondern für alle Landkreisbürger. Einer, der das Mandat Landrat nicht als Beruf, sondern als Berufung verstanden hat.

In guter Tradition seiner Vorgänger hat er die Kommunikation mit den älteren Landkreisbürgern bei den Seniorennachmittagen gesucht und zahllose Hausbesuche anlässlich von Altersjubiläen gemacht.

Die Wertschätzung der Landratskollegen war Ihnen, Herr Bauer, stets sicher, das habe ich von vielen Seiten immer wieder gehört. Die Kollegen machten Sie zum Sprecher der Landräte in der Gesellschafterversammlung des MVV, Sie waren Mitglied im Präsidium des Bayerischen Landkreistages sowie stellv. Vorsitzender des Bezirksverbandes Oberbayern.
Größtes Verhandlungsgeschick war Mitte der 90er Jahre von den Landräten gefragt, als es galt, das Thema Müllentsorgung möglichst kostengünstig für die Bevölkerung zu lösen: Es war die Zeit großer Müllvolumen, geringer Deponiekapazitäten und des beginnenden Aufbaus von Recyclingsystemen. Mit Freising zusammen hatte man einen Abfallzweckverband gegründet mit dem Ziel des Baus einer Verbrennungsanlage. Dem erfolgreichen Taktieren von Landrat Bauer ist es zu verdanken, dass dieser aufgelöst und die Verbrennungsanlage nie gebaut werden musste. Der Restmüll wurde statt dessen nach Ingolstadt geliefert und dort verbrannt.

Die vorangegangenen Projekte sind Beispiele eines stets mit Umsicht handelnden Landrats, der den Bürger bei seinen Entscheidungen nie aus den Augen verloren hat. Einige weitere Projekte möchte ich in aller Kürze noch erwähnen: schwierige Verhandlungen zur einvernehmlichen Sparkassenfusion, Weitblick bei der Kreiskrankenhaussanierung für optimale medizinische Versorgung der Landkreisbürger, die Leitung der Arbeitsgruppe „Neues Landkreisbuch“, Einführung eines neuen Regionalbussystems, Bauernhausmuseum mit Bauernmarkt u.v.a. mehr.
Die Verdienste von Altlandrat Xaver Bauer leben fort. An seinem Wirken und seiner Person kann man Vorbild nehmen, sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen. In Bauers Amtszeit hat sich im Landkreis Erding vieles entwickelt und vieles verändert, was seine Handschrift trägt, die eines bescheidenen, geselligen und aufrichtigen Menschen mit scharfem Verstand.
Und lassen Sie mich zum Schluss noch einen Gedanken hinzufügen, der manches transparenter macht von dem, was ich eingangs ausgeführt habe:
Wenn demokratische Wahlen von den Nicht-Wählern geprägt werden, wie bei der letzten Europawahl zu beobachten war, dann steht das eigentlich im Widerspruch zur Demokratie, in der alle aufgerufen sind sich daran zu beteiligen.

Eine festliche Stunde wie diese möge Impulse aussenden für unsere Bürgerschaft, sich aktiv in Staat und Gesellschaft einzubringen. Wo Sie Möglichkeiten erkennen und Tatendrang verspüren, so wie es Xaver Bauer auch immer getan hat.

Herr Altlandrat Xaver Bauer, hat sich um den Landkreis Erding hervorragend verdient gemacht. Der goldene Ehrenring ist sichtbares Zeichen für den ersten Platz: Gold, nach dem sich Deutschland in Sport wie Politik derzeit vergeblich sehnt!