Landkreis Erding Landkreis Erding Ehrenringträgerin 1993
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Frau Edeltraud Huber


Landrat Xaver Bauer gratuliert der Geschäftsführerin des Vereins Lebenshilfe im Landkreis Erding e.V, Frau Edeltraud Huber, zum Ehrenring des Landkreises Erding

Landrat Xaver Bauer gratuliert der Geschäftsführerin des Vereins Lebenshilfe im Landkreis Erding e.V, Frau Edeltraud Huber, zum Ehrenring des Landkreises Erding

Verleihung des Ehrenrings am 1. Oktober 1993
(im großen Sitzungssaal des Landratsamtes)


Die vielfältigen Aufgaben, die Staat und Gesellschaft zu lösen haben, können nur dann sinnvoll erledigt werden, wenn jeder Einzelne die ihm zugewiesene Aufgabe an seinem Platz nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt.

Sichtbar und erfahrbar wird dies in der Vielfalt unserer Berufe.

Die das Bruttosozialprodukt erwirtschaftende Gesellschaft wird dann erst wirklich zur sozialen Gemeinschaft, wenn Menschen bereit sind, sich - über ihre unmittelbaren Berufsaufgaben hinaus, für andere einzusetzen.

Gerade wenn ein solches Engagement, das Menschen entgegengebracht wird, die unserer besonderen Zuwendung bedürfen, in unauffälliger Bescheidenheit erfolgt, hat der Landkreis die Aufgabe, eine solche Lebensleistung der Öffentlichkeit vorzustellen.
Edeltraud Huber, eine gebürtige Erdingerin wuchs in unserer Kreisstadt auf und besuchte hier zunächst die Volksschule und anschließend die kaufmännische Handelsschule in München und erwarb die Mittlere Reife.

Ihr beruflicher Weg führte sie zunächst in ein Münchner Architekturbüro, später in den Fliegerhorst Erding.
Nach der Verehelichung mit Richard Huber im Jahr 1957 und der Geburt ihrer Kinder, Reinhard und Claudia, schied sie zunächst aus dem Berufsleben aus.

Frau Huber konnte sich für lange Zeit nicht der aktiven Berufsarbeit widmen. Erst seit 1983 arbeitete sie wieder halbtags beim Erdinger Anzeiger als Angestellte.

Zunächst waren die normalen hausfraulichen Tätigkeiten einer jungen Familie zu leisten.
Eine außerordentliche Beanspruchung erforderte die Pflege und Erziehung ihrer Tochter Claudia, die infolge einer spastischen Lähmung einer besonderen Betreuung bedurfte.

Stellten die Jahre der anstrengenden und aufwendigen Pflege ihrer Tochter für Frau Huber eine große Belastung dar, so konnte sie doch eine große Erfahrung sammeln, die später anderen zugute kommen sollte.

In diesen Jahren waren Familien, die behinderte Kinder zu erziehen hatten, meist auf sich allein gestellt.
Es hat einige Zeit gedauert, bis Eltern, die ähnliche gesundheitliche Probleme bei der Erziehung ihrer Kinder zu bewältigen hatten, sich zur Lösung ihrer ungewöhnlich schweren Aufgaben zusammengeschlossen haben.

So findet im Jahre 1971 die Gründung des Vereins Lebenshilfe in Erding statt.
Frau Huber nimmt an der Gründungsversammlung teil und wird sofort in die Vorstandschaft gewählt.
Von Anfang an wirkt sie in der Vorstandschaft der "Lebenshilfe" mit solcher Tatkraft, dass sie bereits 1975 das Amt der Geschäftsführerin übernehmen kann. Zugleich ist sie stellvertretende Vorsitzende des Vereins der traditionell vom Landrat des Landkreises Erding geführt wird.
Seit 1992 ist sie auch stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der neu gegründeten GmbH der Werkstätten Freising und Erding.
Die Aufgabenstellung des Vereins "Lebenshilfe" hat eine ideelle und eine materielle Zielrichtung.

Der Verein kann nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, in der Öffentlichkeit Verständnis gegenüber den besonderen Problemen der behinderten Mitmenschen zu wecken.

Wenn den Menschen unserer Zeit diese Einsicht vermittelt wird, sind viele auch bereit den Behinderten in ihrem Umfeld aufzunehmen, sich ihm zuzuwenden und die materiellen Grundlagen für ein menschenwürdiges Dasein zu schaffen.

Frau Huber hat in überragendem Maße ihre Lebens- und Berufserfahrung bei der Verwirklichung dieser Vereinsziele eingebracht.
Durch den unermüdlichen Einsatz von Frau Huber wurde bei unseren Landkreisbürgern ein immer tieferes Verständnis für diese wahrhaft humane Aufgabe bewirkt.

In vielen Spendenaktionen hat unsere Bevölkerung ihr hilfsbereites Engagement unter Beweis gestellt.
Ein sichtbares Zeichen war zunächst eine provisorische Werkstätte für Behinderte in Kirchasch.

Das Wirken Edeltraud Hubers hat auf jeder Stufe des Erfolgs neue Ziele angestrebt, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Behinderten zu erleichtern.

Ihrer zielstrebigen Beharrlichkeit im Einsatz für die Sache der Behinderten in der Öffentlichkeit ist es schließlich zu verdanken, dass der Verein durch Spenden und Mitgliedsbeiträge in die Lage versetzt wurde, die erforderlichen Grundstücke für die Beschützende Werkstätte in Erding zu erwerben, die dann zusammen mit der Lebenshilfe Freising" errichtet werden konnte.

Wenn auch die materiellen Grundlagen für unsere Behinderten unabdingbar sind, so fühlen sie sich zu Recht erst dann angenommen, wenn sie durch eine entsprechende menschliche Zuwendung nicht Mitleid, sondern Liebe und Achtung erfahren.

Frau Huber ist es nicht nur ein Anliegen, dass der behinderte Mensch einen seiner Fähigkeiten angemessenen Arbeitsplatz erhält und ausfüllt, sondern auch in seinen persönlichen Anliegen und Wünschen ernst genommen wird.

Hier schafft Frau Huber durch ihre persönliche Zuwendung eine Atmosphäre, die im täglichen Miteinander mit den Behinderten, ihren Familien draußen und in der Werkstätte eine sinnerfüllte Arbeit ermöglicht.

Maßgeblich konnte die Geschäftsführerin des Vereins Lebenshilfe die Einrichtungen in Freising und Erding organisatorisch neu strukturieren, so dass die Werkstätten auch in Zukunft erfolgreich arbeiten können.

Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für unsere Behinderten sind erst dann vollkommen, wenn es gelingt, den Betreuten nicht nur eine Arbeit, sondern auch einen entsprechenden Wohnraum zu bieten.

Auf die Arbeitskraft und das Organisationstalent unserer Geschäftsführerin Edeltraud Huber werden damit Aufgaben zukommen, die sie - dessen bin ich sicher - genauso erfolgreich bewältigen wird, wie die Probleme ihres zurückliegenden Wirkens.

Für ihr ehrenamtliches jahrzehntelanges Wirken wurde Frau Edeltraud Huber 1986 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

1993 konnte sie aus der Hand von Staatsminister Hans Zehetmair das Bundesverdienstkreuz am Bande entgegennehmen.
Der Kreistag des Landkreises Erding hat in seiner Sitzung vom 19.07.1993 beschlossen, Frau Edeltraud Huber den Ehrenring des Landkreises Erding in Gold zu verleihen.

Die Voraussetzung, dass sich die auszuzeichnende Persönlichkeit besondere Verdienste um das Ansehen und das allgemeine Wohl des Landkreises erworben hat, erfüllt Frau Huber in überragendem Maße.

Ich freue mich, Ihnen für Ihr uneigennütziges Engagement, dass Sie stets zum Wohle der Landkreisbürger, die unsere Hilfe in besonderer Weise benötigen, bewiesen haben, die höchste Auszeichnung des Landkreises Erding überreichen zu dürfen.